Tag 5 - Sonntag, 1. Mai 2005
 

 
 
Bild 1 (links): Routemap von Tag 5. - Bild 2 (Mitte): Auch in der Gobi gibt es Verkehrszeichen! - Bild 3 (rechts): Polizeistation in Mandal-Ovoo.
 
Auch die zweite Nacht im Zelt ist nur unbedeutend wärmer als die erste. Am Morgen rund um den Zeltplatz zusammen mit Karl das gleiche Spiel: Artefakte-Suchen in der Steinwüste. Wir werden fündig.

Stundenlang geht es weiter Richtung Süden. Mit 100 Stundenkilometer preschen unsere Fahrzeuge durch die vollkommen ebenen Steppen und Halbwüsten, immer eine lange Staubfahne hinter sich herziehend. Die Expeditionsfilme im Fernsehen könnten es auch nicht schöner zeigen. Am Horizont Fata Morganas - Luftspiegelungen.

Nächste Zwischenstation ist Mandal-Ovoo bereits im Aimak Ömnogovi. Infrastrukturell ein sehr gut ausgerüsteter Somon mit Gemeindehaus, Polizeistation, Schule mit Internat und ein Kameldenkmal. Der Dorfplatz hat noch den typisch sozialistischen Flair. Große Informationstafel über die gemeinschaftlichen Errungenschaften. Paul macht besonders auf die kleine Baumanpflanzung am Dorfplatz aufmerksam. In der Gobi ist jeder Baum eine Sondermeldung wert.

 
 
Bild 4 (links): Felsen im Tal vor Mushgai. - Bild 5 (Mitte): Sammeln am Devon-Fundort Mushgai. - Bild 6 (rechts): Goldtagebau.
 
Der nächste Gebirgsrücken südlich Mandal-Ovoo wird für uns Steinfreunde interessant. Nach Einfahrt in den Gebirgsrücken erreichen wir Mushgai, einen Fundort für Devon-Fossilien. Ein kleiner Hügel neben den verfallenen Resten einer Brigade besteht aus einem fossilreichen Devon-Konglomerat. An Fossilien lassen sich Stromatoporen, Korallen, Seelilienstielglieder und Schnecken aufsammeln, leider durch die Umlagerung zu einem Konglomerat nicht in gutem Erhaltungszustand.

Etwas weiter westlich im gleichen Gebirgsrücken erstaunt uns die besonders breite und frisch aus dem Fels heraus geschoben und gesprengte Piste. Wir folgen ihr und gelangen zu einem Gold-Tagebau. Das Gold ist hier an Quarzgänge gebunden. Der Sicherheitsdienst hat jedoch etwas dagegen, dass wir uns näher umsehen.

Bei der Weiterfahrt über eine Hochebene Richtung Süden begegnet uns eine Kamelherde in der Wüste, die sich gerade wieder in alle Himmelsrichtungen verstreut. Schade. Für ein gutes Kamelfoto sind sie schon zu weit weg. Auch die Kamele sehen uns. Menschen kommen zum Brunnen? Dann gibt es auch wieder Wasser. Im Windeseile versammelt sich die ganze Kamelherde wieder am Brunnen. Unsere Fahrer Amgaa, Enkhee und Munkhuu betätigen sich als Wasserschöpfer. Auch Heinz entzieht sich dieser Aufgabe nicht. Wir anderen stehen dabei und schießen unvergessliche Fotos. Doch was liegt da im Sand? Ein blutrotes bearbeitets Stück Jaspis - ein herrlicher Nuculus.

 
 
 
Bild 7 (links): Unsere Fahrer Munkhuu, Amgaa und Enkhee beim Wasserschöpfen für die Kamele. - Bild 8 (rechts): Die Kreidesandsteinformation von Bayanzag.
 
Die Kamele sind versorgt und es geht weiter zum eigentlichen Tagesziel und einem der Höhepunkte der Reise, Mongoleis erster Saurierfundstelle Bayanzag. Bei Bayanzag wurden 1922 von der amerikanischen Zentralasien-Expedition die weltweit ersten Dinosaurier-Eier entdeckt. Solche Funde bleiben uns zwar verwehrt, doch einmal in Bayanzag die roten Sandsteinklippen entlang zu laufen, dürfte der Lebenstraum eines jeden Dinosaurier-Freaks sein. Alles was weiß ist und beim Lecken mit der Zunge daran hängen bleibt sind Knochenreste, impft Karl unseren Sammeldrang. Dem kann ich nicht folgen. Saurierknochen sehen anderst aus. Zwar weiß, doch etwas Knochenstruktur muss auch heute noch erkennbar sein. Das Weiße dürfte eher Gips sein, dazwischen finden sich nämlich kleine Sandrosen. Doch das kleine weiße Etwas im Sandstein ist tatsächlich ein Knochenrest. Vorsichtig wird er gleich in eine Filmdose eingepackt. Von einem Saurier? Nein, das sieht nach einem Säugetierrest aus der Kreide aus. Bereits ohne Lupe kann ich ein winziges Zähnchen erkennen.

Ein vorbeikommender Einheimischer führt uns mit einem Motorrad schließlich um die Klippen herum zu einer zweiten Stelle, wo immer wieder Knochenreste herauskommen sollen. Wir sind ganz gespannt. Alle konzentrieren sich auch die rechte Sandsteinwand, ich alleine auf die linke. Und da steckt im Sandstein tatsächlich ein kleiner Saurierknochen, nicht größer als ein Fingerglied. Der Sandstein ist so weich, dass sich der Knochen auf einem Stück Sandstein leicht herausschneiden lässt.

Für den Abend versprechen uns Minjin und Sersmaa Duschmöglichkeiten in einem Jurtencamp nicht weit entfernt. Jurten können wir für die Nacht beziehen, das Wasser reicht jedoch nur für wenige. Dafür gibt es ein bescheidenes und preisgünstiges Angebot an Kieselholz.

 
mongolische Vokabeln:
bajerlaa = danke
 

 
© 2005 by Ralf Scheinpflug, Lohr VORHERGEHENDER TAG - NÄCHSTER TAG